Nach 5 Toren war die Wut verraucht
Der SV Untermosel sorgte beim 7:2 gegen Güls für klare Verhältnisse
VON DIETER MÖLLER UND MATTHIAS ERZ
WINNINGEN. Der Zündstoff, der in der Begegnung steckte, kam nicht zur
Explosion: Beim Entscheidungsspiel um den zweiten Platz der Fußball-Landesliga
Süd, das durch einen Verbandsgerichtsentscheid notwendig geworden war, sorgten
Absperrgitter, Flaschenbierverbot und ein ungewohnt großes Aufgebot an Ordnern
dafür, daß sich die Fans des rivalisierenden SV Untermosel und des BSC Güls
nicht in die Haare gerieten und die in Bereitschaft stehende Polizei nicht
eingreifen mußte. Größten Anteil an dem ruhigen und fairen Spielverlauf der
Begegnung hatte jedoch die Mannschaft des SVU, die zur Halbzeit bereits mit 5:0
in Führung lag und mit dieser Antwort auf das als ungerecht empfundene
Verbandsurteil jeglichen Spannungsemotionen die Luft genommen hatte.
Mit 1350 Zuschauern blieb der Andrang an den drei Kasseneingängen zwar
hinter den Erwartungen zurück, doch gab es strahlende Gesichter bei den
Kassierern beider Vereine, die über den erfreulichen Nebenverdienst aus dem vor
der Saison nicht eingeplanten Zusatzspiel hocherfreut waren.
Erfreut waren auch die Anhänger des SV Untermosel nach vier Minuten. Ein weiter
Einwurf von Rudolf Naunheim, Marke Uwe Reinders, verlängerte Manfred Haag mit
dem Kopf über den Gülser Torwart Ralf Hübner hinweg zum 1:0. Dieses
vermeidbare Gegentor ließ die Gülser etwas unsicher wirken, mehrere Fehlpässe
waren die Folge. Dies nutzte vor allem Gerd Kalter aus, der immer wieder aus der
Abwehr nach vorne stieß und gefährliche Flanken in den Gülser Strafraum
schlug.
Nach einer Viertelstunde erhöhte Mathias Reif auf 2:0, nachdem er einen weiten
Paß von hinten angenommen und überlegt über den gegnerischen Torwart hinweg
geschossen hatte. Wenig später verlangten die Gülser einen Elfmeter, als Edgar
Groß am Torschuß gehindert wurde, doch der hervorragende Schiedsrichter
Joachim Clemens (Boppard) gab nur Eckball.
Dafür zeigte er fünf Minuten später dem Gülser Branko Golobic die gelbe
Karte wegen Foulspiels. Die Anhänger des SV Untermosel trieben ihre Mannschaft
mit der Aufforderung "SVU-Attacke" immer wieder nach vorn. Die
SVU-Spieler schienen sich an diese Parole zu halten, denn sie berannten
unaufhörlich das Tor der Gülser. Ein Pfostenschuß von Reif, dann das 3:0
durch Peter Haag, der zuvor seinen Gegenspieler ausgetrickst hatte. Das war
schon eine kleine Vorentscheidung, denn mit ihrer Leistung konnten die Gülser
kein Paroli bieten und noch viel weniger den Rückstand aufholen.
Es kam noch schlimmer für den BSC. In der 37. Minute köpfte Matthias Reif nach
einer Maßflanke von Manfred Haag zum 4:0 ein. Ganz ohne Arbeit in der ersten
Halbzeit war SVU-Torhüter Gerd Haag nicht. Er war aber bei den wenig
gefährlichen Situationen immer auf der Hut, so auch, als er einen tollen Schuß
von Peter Höllen aus der Ecke fischte.
Das schönste Tor des Tages gelang Ottmar Maur mit dem 5.0. Er verwandelte einen
25-Meter-Freistoß direkt, unhaltbar für Torwart Hübner, der sich kurz vor dem
Pausenpfiff auszeichnete. Er parierte noch einen Volleyschuß von Peter Haag.
Mit dem 5:0 war das Spiel entschieden. Die Untermoseler zeigten auch den
besseren Fußball. Ihrem Kombinationsspiel von hinten heraus mit vielen
Doppelpässen hatten die Gülser meist nur weite Schläge nach vorne
entgegenzusetzen, die oft für die SVU-Abwehr leicht abzufangen waren.
Völlig untergehen wollten die Gülser nicht. In der zweiten Halbzeit nahmen sie
zunächst das Heft in die Hand und erzielten auch das 1:5 durch einen Kopfball
von Wolfgang Meurisch nach Flanke von Peter Höllen.
Danach mußte Gerd Haag im Tor von Untermosel dreimal sein ganzes Können
aufbieten, um nicht den zweiten Treffer zu kassieren. Einen Kopfball von Golobic
machte er durch gutes Stellungsspiel zunichte, zwei plazierte Schüsse parierte
er großartig.
Bei dem 2:5-Anschlußtreffer in der 73. Minute stand er jedoch zu weit vor dem Tor,
als daß er die Bogenlampe von Ochsenreiter noch hätte erreichen können. So
rechtfertigte sich zunächst die Einwechslung von Ochsenreiter für
Simons.
Auch die Selbsteinwechslung von SVU-Spielertrainer Manfred Taubenmann wirkte
sich positiv aus. Seine Vorlage verlängerte Norbert Simonis in der 83. Minute
zum 6:2. Kurz zuvor wurde Golobic für zehn Minuten des Feldes verwiesen, weil
er sich gegen eine Schiedsrichterentscheidung opponierte. Ottmar Maur setzte in
der 89.Minute mit dem 7:2 den Schlußpunkt, Vorlage hatte wieder Taubenmann
gegeben.
In der zweiten Halbzeit war die Luft raus gewesen, die Untermoselaner ließen es
langsamer angehen und beschränkten sich auf das Notwendigste, vielleicht schon
im Hinblick auf das nächste Spiel gegen Bad Ems. Die Gülser zeigten sich als
anständiger Verlierer.
SV Untermosel: Gerd Haag, Gerd Kalter, Hans-Peter Naunheim, Werner Merkenich, Hermann Maur, Rudolf Naunheim, Peter Haag, Matthias Reif (76. Manfred Taubenmann), Manfred Haag, Ottmar Maur, Norbert Simonis.
BSG Güls: Ralf Hübner, Helmut Müller, Walter Müller, Guido O'Donnokoe, Peter Höllen, Andreas Handschik, Branko Golobic, Wolfgang Meurisch, (80. Herbert Schäfer), Edgar Groß, Michael Simons (60. Achim Ochsenreiter) und Kurt Hübner.
Tore: 1:0 Manfred Haag (4.), 2:0 Matthias Reif (16.), 3:0 Peter Haag (30.) Matthias Reif (37.), 5:0 Ottmar Maur (39.), Wolfgang Meurisch (50.),5.2 Achim Ochsenreiter (57.), 6:2 Norbert Simonis (83.) Ottmar Maur (89.).
Besondere Vorkommnisse: Gelbe Karte für Golobic, Meurisch, zehn Minuten für Ochsenreiter, Golobie (alle Güls).
Schiedsrichter: Joachim Clemens (Boppard).
Zuschauer: 1350.
Meinungen zum Spiel
SVU-Spielertrainer Manfred Taubenmann:
"Der Sieg war verdient, auch in dieser Höhe. Die ganze Mannschaft hat sich
reingehangen, als ob es um ihr Leben ginge. In der ersten
Halbzeit haben wir die Gülser eindeutig beherrscht und es gelang einfach alles.
Durch die Diskussionen um das Verbandgerichtsurteil waren die Spieler
"geladen" und stark motiviert. Kämpferisch und von der Einstellung her war es unser
bestes Spiel in dieser Saison, doch ist es auch leicht, gut zu spielen, wenn man
führt."
Gerd Haag, Torwart des SVU:
"Besser konnte es nicht laufen. Das frühe Tor gab
uns Sicherheit. In der ersten Halbzeit war das Tempo jedoch zu hoch, so daß sich nach der
Pause Konzentrationsmängel einschlichen. Am ersten Gegentor war ich nicht ganz schuldlos. Unser Sieg gegen
den Rivalen aus Güls ist für uns wichtiger, als ein Erfolg bei den kommenden
Aufstiegsspielen gegen die starken Bad Emser."
Ludwig Wirtz, Geschäftsführer des Fußballverbands Rheinland:
"Das Spiel wurde erstaunlich fair und ruhig
geführt. Wir hatten mit den 40 Ordnern, den Absperrgittern und dem Verbot von
Flaschenbierverkauf Vorsorge getroffen, daß die Begegnung sicher durchgeführt werden
konnte. Durch den 5:0-Halbzeitstand war bei den Fans die Luft raus und es kam erst gar keine Hektik
auf."
Hans-Gerd Jung, Spielerobmann des BSC:
"Die Nerven unserer Mannschaft haben einfach nicht mitgespielt. Die Anspannung aufgrund der fehlenden
vier Stammspieler, die ersetzt werden mußten, war zu groß. Hinzu kamen die Fehler von Torwart Ralf
Hübner in den
ersten Minuten des Spiels, die für große Unsicherheit in der Mannschaft
sorgten. Man muß jedoch neidlos anerkennen, daß der Sieg des SV Untermosel
absolut verdient war."