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Heft Nr. 09 - August 2001

Interview mit Herbert Wendt

Herbert WendtIm Rahmen unserer Serie "Interview" wurde ein weiterer "Oldie" aufgesucht, dessen Name über Jahrzehnte beim SVU nicht wegzudenken ist. Es ist Herbert Wendt, Handballer mit Leib und Seele, Frontman, Mädchen für alles, vielleicht "das lebende Handballdenkmal" von Kobern-Gondorf? Im Garten von Herbert und Inge im verwunschenen Mühlental wurde diese Befragung durchgeführt.

SVU: Herbert, prima, dass Du Zeit gefunden hast, mit uns mal über Deine "SVU - Vergangenheit" zu sprechen.

Herbert: Ich freue mich, auch darüber, dass mal ein Handballer zu Wort kommt.

SVU: Selbst die Ältesten im Vorstand können sich nicht genau daran erinnern, seit wann Du dem SVU - Vorstand angehörst. Gibt es eigentlich jemanden im Vorstand, der länger als Du im Vorstand ist?

Herbert: Ich glaube nicht. Seit 1972 bin ich als Handballobmann im Vorstand. Ich habe auch noch alle Sitzungsprotokolle und Geschäftsberichte zur Jahreshauptversammlung.

SVU: Wie kommt denn einer in einer eher Fußballhochburg zum Handball? Herbert: Ich bin 1965 als Jugendlicher in den Verein eingetreten, gleichzeitig wurde die Handball - B - Jugend gegründet, in die ich dann eingetreten bin. Handball hat mich einfach fasziniert und Kobern war früher Handballhochburg. Auf dem Kehr wurde Feldhandball gespielt, das hat immer gut gefallen. Trainer war damals übrigens der Lutze Jupp, der Josef Kohlbecher, mit dem habe ich mich bis zu seinem Tod unheimlich gut verstanden.

SVU: Gab es denn Rivalitäten zwischen den Abteilungen Handball und Fußball?

Herbert: Ähi, (blickt schelmisch über die Brille) Im Februar 1972 bei der Jahres- Hauptversammlung beim EDÖ, da kam es zwischen den Abteilungen fast zum Eklat. Mehr sage ich dazu nicht.

SVU: Wann hast Du denn das erste Mal in der ersten Mannschaft gespielt?

Herbert: Das war als 17 - jähriger, da habe ich noch zwei Feldhandballspiele mit unserer Handballlegende Ninks Karl gespielt. Insgesamt habe ich dann 20 Jahre in dieser 1. Mannschaft gespielt.

SVU: Es heißt immer, dass die Handballabteilung unheimlich viel Energie aufwenden musste, den Handball in Kobern - Gondorf am "Leben zu halten. Wie ist das gemeint?

Herbert: Das Ganze hat Geschichte. So ab 1972 gab es kein Großfeldhandball mehr, nur noch der Hallenhandballs, also Kleinfeld. Wir hatten in Kobern keine Halle. Wir konnten also weder spielen noch trainieren. Mit dem Kröbersch Dunn, der war damals Jugendleiter, ist es uns dann gelungen ab 1971 in Kettig Kleinfeld zu spielen. Das heißt, Heimspiele wurde in Kettig ausgetragen und trainiert wurde in der Pionierkaserne. Wir mussten also ständig fahren. Und wenn uns jemand sehen wollte, ich meine damit Zuschauer, auch die mussten dann fahren. Es war also eine immense Zeit notwendig. Und so verliert der eine oder andere schon mal die Lust....

SVU: Da ist in der Tat eine hohe Energie notwendig. Aber es gab ja auch bessere Zeiten. Herbert, was war Dein schönstes Erlebnis, oder Dein größter Erfolg im Handball?

Herbert: (atmet tief durch, lächelt und seine Augen strahlen) 1976! 1976 war das. Wir haben die Meisterschaft errungen und sind in die 1. Kreisklasse aufgestiegen. Es war mit das schönste Erlebnis im Verein überhaupt. Es war der Höhepunkt von meinem ganzen Handball- spielen. Es waren die gleichen Leute die 1965 in der B - Jugend zusammenspielten, die dann 10 Jahre später diesen Erfolg erzielten.

Anmerkung: Die Stimme von Herbert wird etwas brüchig, in seinen Augen sammelt sich so etwas wie wässrige Flüssigkeit, vermutlich wird er durch die Sonne geblendet, als er wie aus der Pistole geschossen Namen und Vornamen seiner damaligen Mitspieler nennt)

Die Meistermannschaft der Herren von 1976

Herbert: Das Wunderbare war, dass auch die Damen im gleichen Jahr Meister wurden.

SVU: Ja wie was das denn damals 1976? Herbert: Unmittelbar nach der Meisterschaft spielten wir in einem Pokalspiel gegen die Landesligamannschaft des TV Vallendar, die zu der Zeit schon Unter den letzten 4 im WHV waren. Wir - die Außenseiter - gewannen 20:19. Aber anschließend beim Dunn im Saal, da wurde die Meisterschaft gefeiert. Da war was los.

SVU: Ja, was war denn da los?

Herbert: (blickt auf, guckt etwas ungläubig, grinst) Do hat de Bär idanzt, dat kannsde glawe!

SVU: Wie entwickelte sich der Handballsport weiter?

Herbert: Zunächst war da die Ära unseres Trainers Gerd Israel, der Damen und Herren trainierte. Von 82 bis 86 begann dann die Zeit von Horst Metz als Trainer. Der Handball boomte plötzlich.

SVU: Ist dieser Boom ausschließlich auf die Trainer zurückzuführen?

Herbert: Natürlich nicht, am 5.2.82 konnten wir das erste Mal in neuen Halle in Kobern trainieren. Das gab den eigentlichen Auftrieb. Wir hatten plötzlich eine gute Zuschauerresonanz. In der Saison 1983 / 84 hatten wir in der Abteilung 11 Mannschaft, 4 Senioren und 7 Jugendmannschaften.

SVU: War zur Halleneinweihung nicht so ein Topspiel?

Herbert: Klar. Da strömten über 600 Zuschauer in die Bude, es kam nämlich der TV Großwallstatt.Es war das Highlight für die ganze Verbandsgemeinde.

SVU: Und wie ging es sportlich weiter?

Herbert: Mit Horst Metz wurde aufgestiegen bis in die Bezirksklasse, unsere höchste Spielklasse überhaupt. 6 Mal sind wir zusammen mit dem Horst aufgestiegen, teilweise auch bedingt durch neue Klasseneinteilungen. Nach 1976 gab es zwei direkte Aufstiege als Meister der jeweiligen Klasse.

SVU: Wie sieht es zur Zeit sportlich aus?

Herbert: Wir haben zwei Senioren- und zwei Damenmannschaften. Die Damen haben eine Spielgemeinschaft mit Güls. Derzeit haben wir überhaupt keine Jugendmannschaft mehr. Meine Hoffnung gilt derzeit den "Minis", vielleicht können wir hier im nächsten Jahr eine Mannschaft bilden.

SVU: Bleiben wir bei den Handball - Highlights. Kannst Du die mal in einem Satz zusammenfassen?

Herbert: Der Aufstieg 1976, Großwallstatt und das Spiel Slavia Prag gegen die Rheinlandauswahl hier in Kobern.

SVU: Und Tiefpunkte?

Herbert: Im ersten Jahr nach 76 haben wir noch die Klasse gehalten, dann kam der Abstieg, das Personal wurde immer knapper. Wenn nicht immer wieder die "neue Halle" im Kopf gewesen wäre, dann wäre es mit dem Handball wohl in die Hose gegangen.

SVU: Wie siehst Du die Zukunft des Handballsports in Kobern - Gondorf?

Herbert: Seit zwei Jahren ist der Fred Tschierse Trainer. Er hat gute Arbeit geleistet und durch den Aufstieg ist so etwas wie Euphorie zurückgekommen. Es wird immer schwieriger Leute zu finden. Ich sehe da insgesamt eine eher absteigende Tendenz. Dazu kommt, dass es immer weniger Mannschaften gibt.

SVU: Können da nicht möglicherweise Spielgemeinschaft dabei helfen, Personal zu rekrutieren?

Herbert: Mit einer Spielgemeinschaft, das klappt bei den Damen, ich bin der Leiter der Damenspielgemeinschaft mit Güls. Spielgemeinschaft mit wem? Moselaufwärts bis nach Trier gibt es keinen Handball mehr. Und moselabwärts, das ist auch schwer....

SVU: Was wünschst Du Dir bezogen auf den Handball?

Herbert: Etwas mehr Interesse von den Zuschauern. Es gab einmal Zeiten, da kamen mehr Fußballer in die Halle, jetzt ist die Resonanz eher gering. Natürlich wünsche ich mir auch sportliche Erfolge, aber auch einen besseren Unterbau durch die Jugend.

SVU: Wo siehst Du die Ziele für die Handballabteilung?

Herbert: Es wäre gut, wenn der jetzige Stand - Bezirksliga - gehalten werden könnte. Es soll auch unbedingt so bleiben, dass nach wie vor kein Spieler bezahlt wird, also Geld bekommt. Unsere Mannschaft hat einen relativ hohen Altersdurchschnitt, ein jüngerer Unterbau wäre wünschenswert.

SVU: Wie sieht die erste Mannschaft das?

Herbert: Die haben sich einiges vorgenommen, sie wollen "oben" mitspielen.

SVU: Wünschst Du Dir sonst noch etwas?

Herbert: Bei der nächsten Jahreshauptversammlung einen Nachfolger. Ich denke 30 Jahre sind genug. Ich würde dann eher noch das eine oder andere Organisatorische machen. Seit 1994 bin ich im Handballverband Mitglied im Bezirksspruchausschuss. Das ist deshalb zwingend Notwendig, weil die Mitgliedschaft angerechnet wird auf das Schiedsrichter - Soll. Welcher Verein hat schon genug Schiedsrichter? So werden dem Verein eine Menge Strafgelder erspart.

SVU: Herbert, vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen Dir als Handballobmann, aber auch Dir und Deiner Familie privat Glück, Erfolg und Gesundheit.

Neben dem Hobby Handball hat Herbert noch eine Leidenschaft: Grillen (am liebsten Gourmet) mit anschließendem Lagerfeuer.

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